16.12.2010

Jeder Grappa zählt.

Vor euch Spendeneintreibern auf der Strasse, mit euren WWF Bannern und Klemmblöcken kann ich mittlerweile ganz gut flüchten. Notfalls hilft da ein wenig Übertreibung.
„Mögen sie Tiere?“
„Nein. Ich hasse Tiere. Ich esse sie nur, weil ich sie so verdammt hasse, verrecken sollen sie die Bastarde. ICH HASSE TIERE!!!!“
Meistens lassen sie dann von einem ab.

Aber das im Radio, das ist unfair. Da kann ich im Büro nun mal nicht flüchten. Euer „jeder Rappen zählt“ Gelabere geht mir sowas von auf den Sack!
Das ihr mich eine Woche lang mit eurem Firlefanz belästigen müsst reicht noch nicht, nein. Auch zwei Wochen später werdet ihr euch noch loben, dass es zum Himmel stinkt. Ja ihr bezeichnet euch schon fast als Mutter Theresa des Rundfunkes.

Und dabei ist das, was ihr da macht überhaupt nicht mal so unglaublich förderlich in meinen Augen. Einem Land, in dem Krieg tobt und die Wirtschaft am Arsch ist einfach so mal ein paar Millionen Franken vor die Füsse schmeissen, das kann ja nix sein.
Das kommt aufs Gleiche raus, wie wenn ich mit einem Kind vor einem Kiosk stehe, ihm 10Fr in die Hand drücke und sage „da, kauf dir was gesundes“.
Da würde doch auch niemand erwarten, dass das Kind die Finger von den Süssigkeiten lässt.

Ausserdem finde ich dieses Spendenzeug im Allgemeinen äusserst verwerflich.
„Hallo, wir sind aus dem reichen Europa. Wir haben so viel Geld, dass wir es einfach euch schenken können. Dafür erwarten wir aber im Gegenzug, dass ihr kein Asylgesuch in der Schweiz stellt, auch wenn das Land, wo man Geld einfach so verschenkt geradezu Paradiesisch vorkommen muss. Hier, schaut her, wir bauen euch eine Schule und geben euch Lehrer. Ob ihr dann mit eurer Bildung was anfangen könnt, sei dahingestellt. Und nein, in der Schweiz dürft ihr nicht studieren, da wollen wir euch nicht. Das haben wir doch mit der Ausschaffungsinitiative klar gemacht.
Wir bringen euch den Europäischen Standard näher, auch wenn er an diesem Ort überhaupt nicht angebracht ist, Hauptsache das gespendete Geld wird ausgegeben.

Was zurückzahlen? Neeeiiiin. Das könntet ihr ja so oder so nicht, in ein paar Jahren wird wahrscheinlich eh nicht viel von dem gespendeten Geld irgendwelche Einnahmen bescheren." Wenn überhaupt.

Das Ganze kommt mir vor, wie der vernachlässigte Hamster des Bruders, dem man aus Mitleid zwischendurch das Wasser auffüllt oder ein Stück Apfel ins Käfig wirft. Hier geht es doch gar nicht um die Kinder da unten. Vielmehr wollen die Schweizer ihr eigenes Gewissen beruhigen.

Es braucht keine Aktion von DRS3 um Menschen zu helfen. Es braucht keine Prominenten Gäste um jemandem in Not zu helfen. Man muss sich nicht zum Affen machen, nur um etwas Münz in das Spaarkässeli zu werfen.

Beistand, der man einem Freund in schlechten Zeiten leistet, oder das Freigeben des Sitzplatzes im Bus an den alten Herren sind mehr wert als jede Spende an irgendeine Organisation.
Wenn ihr wirklich helfen wollt, dann fangt bei euren Nächsten an.


Nach einigen Jahren hat sich der Spendenbetrag dann wahrscheinlich auch mit Null multipliziert.

02.12.2010

Ausländer rein, Rheinländer aus?

Das Monster beugt sich. Wenn die Mehrheit fordert, die Ausländer allesamt rauszuschmeissen dann will ich gleich mal damit anfangen.
Falsch, ich selber will keine Ausländer rausschmeissen, ich will euch nur helfen, beim Ausländer aussortieren.


Fangen wir an mit, ääh. Deinem Auto. Hast du ein Auto? Is ja eigentlich schnurz, weil du so oder so keins haben darfst. Dein Auto ist nämlich garantiert kein Schweizer. Sogar der Bobbycar, der noch irgendwo in der Ecke rumsteht muss raus. Das ist nämlich ein Deutscher und nimmt unseren Einheimischen Spielzeugautos die Garagenplätze weg!
Benzin tanken darfst du sowieso nicht. Das ist nämlich ein Ausländer der ganz üblen Sorte, ein Islamist, der dich mit Freuden in die Luft sprengt.


Aber keine Sorge, es gibt tatsächlich Elektroautos, die in der Schweiz fabriziert werden.
Allerdings müsstest du dir eine Tabelle ausdrucken, auf der ersichtlich ist, wann genau die Schweiz den Strom importiert. Entschuldige meinen Sarkasmus, du kannst ja gar nicht drucken! Dein Drucker ist wahrscheinlich ein Chinese und wenn du kein FSC Papier zur Hand hast musst du es dir halt auf die Hauswand schreiben. Mit Stabilo, Edding, Farber Castell?
Vergiss es, das sind Deutsche. Such dir am besten ein Stück Kohle zum schreiben. Aber schön drauf achten, dass es ein verbranntes Scheit Schweizer Holz ist.



Deinen halben Kühlschrankinhalt kannste sowieso gleich in die Tonne kloppen. Ist aber auch schwer, beim einkaufen auf die Herkunft zu achten. Dazu müsste man ja das Etikett lesen und das dass angesichts der Tatsache, dass man beim Einkaufen schon seinen Einkaufszettel entziffern muss wirklich etwas viel verlangt ist, verstehe ich absolut. Manchmal ist es eben leichter nur die halbe Wahrheit zu sehen.

Den Kühlschrank selber solltest du wahrscheinlich auch gleich entsorgen. Da stecken bestimmt tüchtig Ausländer drin die zusehen, dass der Kühlschrank läuft.

Schnapp dir am besten eine Schaufel (made in Switzerland versteht sich) und grab in deinem Garten ein Loch um da deine Schweizer Produkte kühl zu halten.


Ach. Das wird mir langsam zu blöd. Weisst du was? Setzt dich in den Wald. Ah nein, da wimmelt es mittlerweile auch nur so von Ausländern. Von Springkraut, Japanischem Knöterich, Kanadischem Berfuskraut und und und.
Setz dich einfach in das mit der Schweizer Schaufel geschaufelte Loch und fühl dich wie ein Schweizer unter Schweizern. Sieh dir einfach die Wurzeln nicht zu genau an, das könnten..na du weisst schon.


Aber nun mal zu deinen eigenen Wurzeln – bist du eigentlich 100% Schweizer?

30.11.2010

Fettig luschtig!


Ich könnte mit Paint selbst SVP-Wahlplakate erstellen.

25.11.2010

AMaising!

Gespräch zwischen meinem Verdauungstrakt und einem Maiskorn. Eher nix für Leute mit Kopfkino.
Maiskorn: Hallo
Verdauungstrakt: Name?
Maiskorn: Maiskorn
Verdauungstrakt: Hmm..Maiskorn?
Maiskorn: Jep
Verdauungstrakt: Schon mal hier gewesen?
Maiskorn: Joa, schon öfters..
Verdauungstrakt: Tut mir Leid, du stehst nicht in den Unterlagen.
Maiskorn: Wie jetzt „nicht in den Unterlagen“?
Verdauungstrakt: So wie ichs sage, du stehst nicht drin. Was nicht auf meiner Liste steht wird nicht verdaut.
Maiskorn: Schau mal unter „K“ wie Korn
Verdauungstrakt: Nein, tut mir Leid. Du stehst nicht drin.
Maiskorn: Versuchs mal mit meinem lateinischen Namen „Zea mays“
Verdauungstrakt: Wenn ichs dir doch sage. N-i-c-h-t a-u-f d-e-r L-i-s-t-e
Maiskorn: Alter, ich bin hier sozusagen aufgewachsen, was soll jetzt der Scheiss?!
Verdauungstrakt: Keine Unterlagen, keine Verarbeitung. Wenn ich dich jetzt bitten dürfte, dich umgehend zum Ausgang zu begeben.
Maiskorn: Nix da, ich bleibe! Im Leben werd ich nicht unverdaut aus diesen Innereien herausgehen!
Verdauungstrakt: *murmelt etwas unverständliches in sein Mikrofon am Hemdkragen*
In der nächsten Minute rückt eine Truppe Kolibakterien an, und befördert das immer noch zeternde Maiskorn unsanft zum Ausgang.
Maiskorn: „DAS LASS ICH MIR NICHT GEFALLEN! ICH KOMME WIEDER, MACHT EUCH AUF WAS GEFASST!!!!“

Also manchmal hasse ich die strikte Bürokratie meines Magens. Elende Maiskorndiskriminierung!





10.11.2010

Immer wenn der kleine Hunger kommt...

Weil Paint und ich gute Freunde sind <3

09.11.2010

Es geht

Manchmal geht’s einem gut, manchmal geht’s einem schlecht. Manchmal geht’s bergauf, manchmal geht’s bergab. Gewisses geht überhaupt nicht, anderes geht einem gegen den Strich. Ein anderer wiederum lässt sich da eher gehen. Teil Menschen können gar nicht gehen. Von manchen wünschen wir uns, sie wären nie gegangen und wenn uns dann jemand fragt, wies uns geht dann antworten wir:“Es geht.“

Was geht eigentlich ab, wie soll das gehen? Geht’s noch?

Ich krieg langsam aber sicher ein leichtes gehhädder mit dem Wort. Das kann doch nicht angehn, dass man ein einziges Wort für so viele Sachen verwenden kann.

Geh du alter Esel hole Fische – für die Dur-Tonarten mit #-Vorzeichen.
Ah geh? Ja doch, mol, mol! Ist wirklich so.

Ich sperr den Gehparden ins Gehhäge um nachher ein 5Gehngemenü daraus zu zaubern. Gehnehmigt ist sowas zwar nicht und es mag sich manch einer angehekelt fühlen bei so einem Gehdanken, aber was will man machen? Fleisch ist Fleisch, gehgessen wird’s so oder so. Ob nun gehpökelt, gehsalzen oder gehbraten.
Gehstern habe ich gehträumt ich hätte abgehlaufene Salami gehgessen.



Aber gehnug jetzt. Ich geh.

Nur eine Bitte hab ich noch zum Schluss.
Bleib doch das nächste Mal einfach hier.





Es scheint, als sei sie etwas aufgehgangen, vom wenigen Gehn.

15.10.2010

Keine Party ohne Olaf

Gestern Abend hatte ich eine wunderbare Idee für ein Partyspiel.
WC-Rot-Liecht-Stop!

Wer grad auf dem Häuschen war muss sich mit dem Rücken zur wartenden Meute stellen und „Rooooot, Liiiiiieeeecht…………STOP!“ rufen und sich bei Stop umdrehen.Dabei darf er sich zwischen „liecht“ und „STOP!“ so viel Zeit lassen, wie er will. Die Wartenden dürfen sich dem Rotliechtstöppler solange nähern, bis er STOP! Gerufen und sich umgedreht hat, dann müssen sie regungslos stehen bleiben. Wer vom Rotliechtstöppler bei einer Bewegung gesehen wird muss sich wieder ganz hinten anstellen. Wer den Rotliechtstöppler als erstes an der Schulter berührt darf aufs Klo und wird nachher selber zum Rotliechtstöppler.

Jaman, so macht Anstehen Spass!


Apropos Anstehen. Vorhin, also just gerade eben wurde im Coop rückwärtsgeshoppt. Echt jetzt! Ich hab gleich 3(in Worten DREI!) Leute gesehn, die unabhängig von einander ihre Sachen aus dem Körbli wieder ins Regal eingeräumt haben.
Vielleicht wars ja n Flashmob und es haben nur 3 mitgemacht.
Ich war auf alle Fälle ziemlich zunderopsi.





Kann ich bitte mal die Milch haben?

Ich würde in unserem Garten gern einen Irrgarten anlegen. Einen echten Irrgarten, in dem man sich so richtig verirren kann, nicht nur so ein pseudo Heckenwirrwar, wo man im Falle einer Verirrung einfach durch oder über das Gebüsch hüpfen kann. Durch Flachs und Flieder sowie Ligusterhecken springen macht im Übrigen nur dann Spass, wenn kein Zaunpfahl dahinter steht, aber das ist eine andere Geschichte.


Ich hätte da auf alle Fälle schon eine prima Idee, die Irrgarten Irrgänger schön auf ihrem Irrweg zu halten. Statt aus Mais oder sonstigem Gestrüpp besteht das Labyrinth aus meterhohen Käfigtürmen. In den Käfigen wiederum wohnen nur Tierbabys. Bébipandas, Bébitiger, Bébikatzen, Bébiwale, Bébiluchse, Bébiblindschleichen, Bébileguane, Bébihunde, Bébipferde, Bébikühe, Bébiregenwürmer, Bébihamster, Bébianakondas, Bébidelfine, Bébifaultiere, Bébilimure, Bébiaffen, Bébilöwen, Bébirihnozerösser, Bébikrokodile, Bébischildkröten, Bébipinguine, Bébieisbären, Bébipapageien, Bébignus, Bébikamele, Bébiwölfe, Bébitauben, Bébigiraffen, Bébibären, Bébihasen und noch viel mehr Bébitiere.


Wahrscheinlich gibt das dann zwar einen riesen Geplärre, aber das ist in einem Irrgarten eigentlich nur förderlich, schliesslich will man sich verirren und jegliches Rufen nach Hilfe oder Geräusche der Aussenwelt, die den Weg verraten könnten, wären Beschiss.


Um die Beseitigung der Tiere, die schon das Teenager Alter erreicht haben müsst ich mich auch nicht kümmern, denn wer das Labyrinth betritt kriegt einen kleinen Kugelgrill auf Rollen, sowie ein Gewürz- und Marinadensäckchen mit auf den Weg, womit er dann die Teenagertiere zubereiten darf – ja sogar muss.


Zwischendurch kommt es natürlich vor, dass sich jemand so hoffnungslos verirrt, dass er den Ausweg seiner Lebtage nicht mehr findet. Allerdings kann ich mir nichts Schöneres vorstellen, als zwischen kleinen, possierlichen, putzigen Tierchen qualvoll zu verenden.


Leider ist unser Garten nicht gross genug für das Vorhaben. Schade.




12.10.2010

Like Button für Freunde

Unglaublich aber wahr – das allwissende Wikipedia hat keine Erklärung zum Wort Freunde parat. Über Filme, Kinderbücher und Schriftstücke aus dem 18Jahrhunder sehr wohl, aber keine Erklärung zu unseren alltäglichen Freunden.
Da gibt es also einen Ausdruck, den die meisten Menschen Tag für Tag verwenden und keiner scheint eine Erklärung dafür zu haben, was er eigentlich aussagt.
Aber um ganz ehrlich zu sein, ich weiss es auch nicht. Deshalb hab ich überhaupt erst auf Wikipedia nachschlagen wollen.
Ich habe nämlich keine Ahnung, wie ich Menschen in Freunde, Bekanntschaften und Fremde einteilen soll.
Ist die Freundin vom Barkeeper, mit der ich kurz 4-5 Worte über die Zapfgeschwindigkeit ihres Geliebten geschwatzt hab immer noch eine Fremde, oder gilt sie schon als Bekanntschaft? Gilt sie am Ende erst dann als Bekanntschaft, wenn wir uns beim nächsten Mal wiedererkennen?

Und dann Freunde. Sind Freunde ausschliesslich die, die ich auch nachts um 4 noch anrufen kann, um ihnen mein Herz auszuschütten? Weil wenn das so wär, dann gäbts auch Leute, die ich überhaupt nicht so wahnsinnig gerne mag in meinem Freundeskreis. Wiederum gäbe es Menschen, die ich sehr wohl sehr gerne mag, die aber nicht als Freunde zählen würden.
Oder hat es etwas mit der Häufigkeit zu tun, in der man gewisse Mitmenschen sieht? Dann wären gewisse Buschauffeure allerdings auch meine Freunde und andere, die ich aus Zeit- oder Entfernungsgründen selten bis nie sehe mir nicht nahestehend.
Sind Freunde die, von denen man den Nachnamen, die Telefonnummer und Adresse kennt?
Wenn Freunde solche sind, die einem gut tun, dürfen sie einem dann nicht traurig machen?

Ja verdammt, wie definiert man Freund? Wieso ein Wort verwenden, das sowieso jeder anders definiert? Damit ist doch keinem geholfen. Wenn man es zu oft hintereinander sagt, verliert es nämlich wie alle anderen Wörter die Bedeutung.

Freund wird höchstwahrscheinlich ein Gefühl sein. Man müsste es also genau genommen klein schreiben.

Ich wäre für eine Neukreierung des Wortes Freund. Natürlich dürfen alle, die Freund perfekt definieren können das Wort weiter verwenden. Ich für meinen Teil nenne euch aber ab sofort „Liebhabten“. Das würde nämlich ganz einfach Leute beschreiben, die ich lieb hab.

Du bist übrigens auch ein Liebhabt. Ich hab nämlich alle Menschen lieb, die meinen Blog lesen.


Der Eimer ist in diesem Fall sein Liebhabt.

01.10.2010

Wankdorf

Heute in den DRS3-Nachrichten:„…soll regulieren, wie viel Milch die Bauern produzieren dürfen.“
Dass jetzt sogar schon Bauern Milch geben, dass wusst ich nicht. Jetzt ist mir allerdings klar, weshalb die Milchpreise im Keller sind – bei der Überproduktion!


Ich glaub, dass ist nicht mehr besonders recently.

29.09.2010

Dornmöschen ist kein guter Pornoname

Letzte Woche oder vielleicht auch vor zwei Wochen lag eine Kiste mit Äpfeln im Bus. Erst dachte ich, da bringt irgend ein Bauernsohn seinen Mitarbeitern frische Äpfel vom Hof, doch diese Annahme musste ich wieder verwerfen, als die Bussfahrerin einer Aussteigenden Person einen dieser Äpfel angeboten hat.

„Nähmed si doch en Öpfel mit, die sind gratis.“
Gratis Äpfel? Wieso?
Bei der RVBW gibt’s doch ausser Verspätungen nichts gratis. Ja oke, ich geb zu, die Busse bei uns sind schon easy pünktlich. Aber vor allem auf den Linien 7, 3 und 9 darf man prinzipiell davon ausgehen, dass man mit den von der SBB vorgeschlagenen Verbindungen den Zug verpasst.
Ich verstehs zwar absolut nicht, warum die Busse schon bei meiner Haltestelle Verspätung haben, weil der Stau meines Wissens erst nach oder genau bei meiner Einstiegsmöglichkeit anfängt.

Henu, das ist ja eigentlich auch egal. Wenn mans weiss und nicht ganz so verpeilt ist wie ich erwischt man seinen Zug schon.

Auf alle Fälle habe ich mir keinen Apfel genommen, als ich ausgestiegen bin. Nicht weil ich keine Äpfel mag – im Gegenteil! Aber wenn es in dieser Welt etwas umsonst gibt, dann hat das immer irgendeinen Grund.
Die kleinen Probiererchen gibt’s umsonst, weil der Hersteller will, dass man das Produkt von alleine kauft, weil mans so gut findet. Flyer gibt’s umsonst, weil die Party sonst keine Besucher hat und dann wiederum kein Geld fürs Flyer drucken ausgeben kann. Das kleine Messerset fürs Filetieren von Fisch gibt’s beim Mediashop gratis dazu, weil das ganze Paket eh schon völlig überteuert ist und man das Gefühl kriegen soll, es sei ein wahnsinnig guter Deal.

Auf alle Fälle gibt’s nix für ganz umsonst. Und da verschenken die im Bus auf einmal Äpfel. Da ist es doch nur logisch, dass ich den nicht annehme bis ich nicht weiss, was die schlussendlich damit bezwecken wollen. Ausserdem hat man ja bei Schneewittchen gesehen, was passiert, wenn man Äpfel von Fremden annimmt. Nein, nein. Ohne mich. Mich vergiftet ihr nicht.

Am Abend hat mir dann übrigens jemand erzählt, dass Tag des Apfels sei. Leider waren die im Bus schon alle vergriffen. Schade, ich hätte wirklich gerne einen Apfel gegessen.


Idee: Kann bitte mal jemand eine intelligente Flasche erfinden? So eine, die eine rötliche Färbung annimmt, wenn man die Flasche mit dem kohlensäurehaltigen Getränk zu doll geschüttelt hat und besser noch warten sollte mit dem Öffnen. Das müsste doch möglich sein, irgendeinen farbverändernden Effekt durch Druck zu erzeugen. Der Druck in der Flasche ist nämlich meines Wissens grösser, wenn man sie geschüttelt hat.

Hopphopp ihr Chemiker und Tüftler, macht euch ans Werk. Ich möchte hier nur noch schnell erwähnen, dass das meine Idee ist und ich gerne 50% der gesamten Einnahmen hätte. Den Rest dürft ihr versaufen.

Find ich gut: Haushaltstipp zur politischen Erziehung: Kinder kurz nach der Geburt mit etwas Zitronensaft beträufeln, damit sie nicht braun werden.

20.09.2010

Hail to the thief

Die Chinesen mögen ja zwischendurch Recht haben. Ich glaub, dass ihre Heilkundigen durchaus eine Ahnung haben, wovon sie da reden, mit all ihren Kräutern, Tassen, Tees und Nadeln. Auch sonst gibt’s da drüben glaub ein paar ziemlich helle Köpfe.
Aber mit einem hatten sie unrecht. Dieses Jahr ist nie und nimmer das Jahr des Tigers. Es ist das Jahr des Diebes. Noch nie wurde mir so viel geklaut wie dieses Jahr. Bis auf den Walkman in der Oberstufe und diversen Fahrrädern wurde mir eigentlich noch überhaupt nie was gestohlen. Oder ich habs als Schusseligkeit abgetan und gedacht ich hätte es verloren.
Zuerst bricht irgend so ein Idiot am helllichten Tag bei uns ein und bringt alles zunderopsi, dann hatte einer aufm Southside das Gefühl, er müsse mir sämtliches Gepäck inklusive Oskar und Agenda klauen und jetzt wurde mir schon wieder ein Fahrrad geklaut.
Langsam aber sicher könnt ihr Idioten euch mal ein anderes Opfer suchen. Sonst fang ich auch noch an wie meine Lieblingspartei und statte alles mit Kameras und Peilsendern aus um alles und jeden zu Überwachen.
Nein ehrlich. Das geht mir langsam auf den Sack, dass ich mir ständig neue Sachen kaufen muss, weil die alten geklaut werden. Vor allem, weil ich doch so sehr an Sachen hänge, die eben schon Gebrauchsspuren aufweisen. Laptops die ihre Macken haben und wohlige Geräusche machen, MP3 Player die das Update, das die maximale Lautstärke runter schraubt noch nicht drauf haben, Schlafsäcke, die mir schon seit Kindstagen warm geben und Agendas, die nicht nur meine Terminplaner sondern auch mein Gedächtnis sind.
Aber das ist ja jetzt alles weg und somit Wurscht. Es hilft ja nix, dem Zeug nach zu trauern.
Weil manchmal haben solche Diebstähle auch was Gutes.
Wie zum Beispiel letzten Sonntag, als das Velo, dass meine gutmütige Rothaarige mir geliehen hatte nicht mehr da stand. Nur noch das Schloss hing abgeschlossen an einem anderen Fahrrad dran. Vor lauter Wut hätte ich beinahe einen anderen Drahtesel aufgebrochen und mitgenommen.
Glücklicherweise habe ich mich aber besonnen und  bin auf dem Heimweg einfach mal in das Fahrradgeschäft gewatschelt, in das ich eh mal meine Nase reinstecken wollte.
Das Geschäft schaut aus, wie ein Veloladen, es riecht wie ein Veloladen und der Verkäufer begrüsst einem, als ob man in einem Veloladen wäre. Ja, es ist ein Veloladen. Aber worauf ich hinaus will ist, dass man sich da auch wirklich so fühlt! Das mag jetzt etwas schwer zu verstehen sein, aber es ist so. Ich hatte auf alle Fälle schon lange nicht mehr so sehr das Gefühl, in einem Laden tatsächlich an der richtigen Adresse zu sein.
Und gerade weil es mir so schwer fällt, zu beschreiben wieso das da so toll ist schlage ich einfach folgendes vor: Beim nächsten Platten, defekten Bremsklotz oder zerschlagenem Rücklicht fahrt oder schiebt ihr einfach zum Lindenplatz in Baden und folgt dem wegweisenden Velo in den „Radberz“-Laden.
Wenn ihr dann nicht wisst, was ich meine seid ihr 1A Vorzeigeopfer der Grossfilialen und solltet euch vielleicht besser ein neues Velo kaufen, statt das alte reparieren zu lassen.


Pilzklau wird im moment auch wie wild zelebriert. Nimmt mich mal jemand mit? Ich hab keine Ahnung von diesen schwammigen Geschöpfen, esse sie aber gerne.

13.09.2010

Uno, uno, uno!

Meine Eva macht mir im Moment etwas Sorgen. Ich glaube sie hatte die Magendarmgrippe oder so. Auf alle Fälle hat sie alles, was ich ihr mal fein säuberlich eingetrichtert hatte wieder ausgekotzt oder schlicht vergessen. Also habe ich mir gestern Abend genügend Zeit genommen, um sie wieder zu befüllen.

Eva ist übrigens meine grosse, aber handliche Liebe in blau, die FLAC, mp3 wie auch OGG, dafür keine mp4 wiedergibt. Mp4 ist einewäg eine Musikvergewaltigung aller erster Sonderklasse.


Meine CD-Sammlung steht in drei Stapeln im Wohnzimmer rum, weil ich bisher weder ein mir zusagendes System, noch einen geeigneten Platz für die korrekte Lagerung meiner Lieblinge gefunden habe.
Am liebsten würd ich ja alle CDs in einer Access-Datenbank erfassen und sie dann mit Nummern versehen und dann in Kleine Gewürzdosen verstauen. Da das aber leider nicht wirklich realistisch ist, stehen sie halt so rum. Funktioniert auch.


Man kann sich jetzt vorstellen, dass oben die meistgehörten Platten liegen und zu unterst die, naja. Die Dinge halt, die man Besuchern eigentlich nicht unbedingt zeigen will.
Auch ich hab ein paar musikalische Leichen im Keller, auf die ich jetzt lieber nicht so genau eingehen möchte.


Es geht nämlich weder um die CDs, die zu oberst auf dem Stapel liegen, noch um die, die das Gewicht der darüber liegenden zu tragen haben. Es geht vor allem um die dazwischen.
CDs, die ich mal gekauft und nie gehört habe, solche die mir geschenkt wurden und solche, die ich schon längst vergessen hatte. Gebrannte CDs , die ich schon lange original gekauft habe, sowie Mixtapes und gebrannte Alben von Freunden mit aufwändig bemalten Covern.


So eine CD Sammlung ist halt schon was feines, nicht nur der Musik wegen. Sie ist wie ein Tagebuch, nur irgendwie besser. Und lauter.


Am Ende des Abends hatte ich wieder etwas Ordnung in die drei Stapel gebracht (obwohl ich es gar nicht geschafft habe, alles durchzuarbeiten und sich ein Fremder immer noch nicht zu Recht finden würde) und nur noch 3 Fragen.


Wieso hab ich die grossartige „Selfish Cunt“ CD eigentlich nie gemocht?
Gibt es „The Punch and Judy Show“noch?
Und wann spielen „Äs schniit verdussnä“ endlich mal wieder live?


Ja, scho?

06.09.2010

Hessig wie Essig

Da ich am Fortbestand meiner Gattung durchaus interessiert bin, mache ich jetzt hier mal öffentlich, was eigentlich eh schon jeder von mir wissen sollte.



Ich mag kein Ketchup, ich mag keine Mayo, ich mag keinen Senf und ich verabscheue Essig.
Das hat nix mit Ignoranz oder so zu tun, ich habe das Zeug alles schon mindestens 3mal probiert. Ausser Mayo, ich glaube die hat mir nach einmal schon gereicht.


Es ist aber auch nicht besonders prickelnd, wenn man im Skiurlaub von der Schwester ein paar Pommes mit Mayonnaise probiert und es einem dann den ganzen Tag irgendwie übel ist. Nein, die Mayo war nicht schlecht – so Zeug bekommt meinem Magen einfach nicht.


Ich glaube was mich an dieser weissen Eiersauce am meisten stört ist die Konsistenz, verbunden mit dem Geschmack den sie eben hat.
Bei einer Puddinghaften Konsistenz erwarte ich auch Pudding und nicht irgendwas, das leicht säuerlich und auch noch nach Ei schmeckt! Ich glaub zwar Mayo aus der Tube schmeckt überhaupt nicht nach Ei, aber so original-selber gemachte schon.
Ich mag keine Mayo. Punkt. Tischt sie mir einfach nicht auf.


Ketchup hat genau das gleiche „Säuerlichpuddingproblem“. Ausserdem bin ich kein allzu grosser Fan von Tomaten, vor allem nicht wenn diese derart vergewaltigt und mit Tonnen von Zucker versetzt worden sind.
Solltet ihr mich mal irgendwo einen Hamburger essen sehn, könnt ihr euch sicher sein, dass kein Ketchup drin ist. Eigentlich überhaupt keine Sauce. Noch eigentlicher werdet ihr mich ziemlich sicher nie einen normalen Burger vom Mac oder Burger King essen sehen (die Poulet-Dinger zählen nicht!). Kommt also nicht auf die Idee mir zum Geburtstag einen Gutschein für ein BigMac-Menu zu schenken. Es könnte gut sein, dass ihr dann einen getrockneten Blumenstrauss aus Lilien und Nelken zu eurem nächsten Fest bekommt.


Senf. Hach Senf find ich gar nicht soooo schlimm, solange er mit gekocht wird. Also Fleisch vor dem Braten damit einreiben und so mach ich auch. Aber sonst ists halt auch echt ein no go! Vor allem, wenn mich Kim bittet die Le-Parfait Tube zuzuschrauben und ich erst nach dem Finger abschlecken merke, dass das nicht der richtige Deckel war. Der Senfdeckel ist halt kleiner und es klebt auch kein Le-Parfait sondern Senf dran, weshalb ich nach dem Fingergelecken auch gespuckt als auch geflucht hab und mein Gesicht für sicher zehn Minuten zu einer Grimasse verzogen war.


Schlussendlich noch Essig. Damit könnt ihr mich jagen. Essiggürkchen, Silberzwibeli, Maischölbli und überhaupt alles, was in Essig eingelegt oder nur schon mit ihm in Berührung gekommen ist löst bei mir spontanen Brechreiz aus, wenn es sich in meine Mundhöhle verirrt. Das mein ich jetzt zur Ausnahme mal nicht als Witz oder Übertreibung – bei Essig muss ich wirklich kotzen.


Jetzt kennt ihr auch den Grund, weshalb ich an euren Grillpartys niemals nicht vom Salat probieren werde, weshalb ich im Restaurant den Teller mit Salat nicht anrühre und weshalb ich bei Einladungen vor der Vorspeise immer in der Küche vorbeischaue und um Salat ohne Sauce oder gar keinen bitte.


Salatsauce vereint nämlich so ziemlich alles, was ich hasse. Es hat nämlich fast immer Mayo, Senf oder Essig drin oder ist mit eingelegten Sachen gespickt. Salatsauce ist mein Kryptonit. Und im Gegensatz zu Supermann habe ich über die Jahre hinweg aus Höflichkeit immer wieder davon probiert. Aber jetzt ist Schluss damit. Mit 20 Jahren dürften sich meine Geschmacksknospen soweit entwickelt haben, dass ich selber entscheiden kann ob ich etwas mag oder nicht.
Zu oft schon hat mir dieses Teufelszeug den Appetit verdorben und mich würgen lassen. Ich will das jetzt nicht mehr essen – nie mehr!






Wenn wir grad schon beim Essen sind. Kann mir mal einer erklären, weshalb ich bei dem Alicia Keys /Jay-Z Lied „New York“ bei „Concrete youngle where dreams are made of“ am Ende immer „Windscreen tomato“ verstehe?
Tomaten auf Windschutzscheiben machen ja mal überhaupt keinen Sinn! Die mag ich wie schon gesagt auch nur gekocht wirklich gerne.


Das find ich auch ziemlich eklig.

Fremde Freunde

Kennt ihr die Morgenfrühstarrer? Das sind die Mitreisenden in Zug, die mir am allermeisten auf den Sack gehen. Früh morgens zumindest.

Zwischen Aufstehen und bei der Arbeit ankommen verfüg ich einfach weder über genug Schneid noch Geduld um dem Starrer zu erklären, dass es in der Schweiz nicht als höflich gilt, jemanden anzustarren. Vor allem nicht, wenn ich mich noch im Halbschlaf befinde und eigentlich nur in Ruhe gelassen werden will.


Beinahe noch mühsamer sind die folgenden Starrer. Die, die einem nicht nur unablässig angucken müssen, sondern einem auch noch hinterherdackeln, wenn umsteigt und sich dann –oh Zufall- wieder ins gleiche Abteil zu setzen, obwohl nebenan eines komplett frei ist.
Kein Mensch empfindet dass vor 12.00 als Kompliment, keiner! Höchstwahrscheinlich würd ich das auch nach Mittag noch als Hang zum Stalking deuten, aber dann hätt ich wenigstens genug Energie um wegzulaufen.


Das Allerschlimmste ist ja die Tatsache, dass es viele nicht beim einmaligen Starren belassen, sondern einen jeden Tag aufs Neue mit ihren penetranten Blicken belästigen. Man kann ihnen nicht mal wirklich ausweichen, weil sie jeden Tag zur gleichen Zeit dieselbe Strecke wie man selber pendeln und dann auch noch am gleichen Ort am Bahnsteig stehen.
Ausser dem Umstieg aufs Auto oder dem Wählen einer anderen Verbindung bleibt einem keine Möglichkeit sich vor ihnen zu verstecken.


Wenn sies dann ganz auf die Spitze treiben wollen, dann fangen sie sogar an, mit ihren Mündern zu kommunizieren.
Ich werde mich höchstwahrscheinlich nicht mit dem Mann mit den vergilbten Rapistglasses unterhalten, dem ich anscheinend sehr sympathisch bin und der gerne mal mit mir Frühstücken möchte. Aber manchmal, wenns wirklich nicht anders geht und die einzige Unterbruchsmöglichkeit seines Redeflusses (der laut genug ist die Musik in meinen Headphones zu übertönen) darin besteht selber was zu sagen, dann und nur dann werde ich mich am Morgen mit einem anderen Pendler unterhalten.


Ziemlich wahrscheinlich wird ein Satz mit mehr wie 6 Wörtern nicht drin liegen und das gestellte Lachen, dass man sonst seinem verhassten Nachbarn schenkt das höchste der Gefühle sein, aber dennoch scheinen die Starrer voll darauf abzufahren.
Diejenigen mit gebrochenem Deutsch sind wahrscheinlich sogar ganz froh über meine Wortkargheit und hin und wieder erlaubt sich ein Starrer doch tatsächlich mich zu fragen, ob er mich mal ausserhalb vom Zug wiedersehen dürfte oder sogar meine Handynummer aufschreiben könne.



Bisher hat noch keiner von Ihnen die Erlaubnis dazu gekriegt und zwar aus einem ganz einfachen Grund.
Das Pensum an Bekanntschaften, die das Potential haben Freunde zu werden ist begrenzt und solche, die mir in irgendeiner Hinsicht negativ auffallen haben garantiert keine Chance da rein zu kommen.


Starren mag in Indien zwar eine Geste der Anerkennung sein, aber hier ist es eher ein Indiz für eine eventuelle Geisteskrankheit oder das nicht vorhanden sein von Manieren. Wenn du unbedingt mein Freund sein willst, dann besuch mich im Merkker, komm zum Southside, triff mich an einem Konzert, in versifften Bandräumen oder auf dem Triebguet. Bemerke in der Migros an der Kasse, dass wir fast den identischen Einkaufszettel gehabt haben müssen oder schenk mir ein Lachen, wenn ich dir an der Garderobe das Zettelchen für meine Jacke zurück gebe.
Unter all diesen und noch vielen anderen Umständen werde ich mich gerne mit dir unterhalten und dir die Chance geben, in den Kreis der Bekanntschaften aufgenommen zu werden.


Leute jedoch, die mich zuerst anstarren um mir dann zu sagen, dass ich anscheinend jeden Tag diese Strecke fahre und darauf auch noch eine gesprächsanregende Antwort erwarten sind mir meine Zeit nicht wert.


Ich kriegs schon so kaum hin, all die Leute regelmässig zu sehen, die ich mag.


Machts doch wie Bernd und legt euch ein Hobby zu, was ich mit euch gemeinsam haben könnte. Raufasertapete anstarren oder so.

27.08.2010

Das Leben ist kein Ponyhof, aber Bern hat ne Reitschule

Ja genau. Verkauft die Reitschule an den Meistbietenden. Krallt euch einen Teil der Millionen und bezahlt damit Schulden der Stadt Bern. Am besten zwackt ihr noch was für die nächsten Ständeratswahlen ab. Eine Million dürfte reichen.



Dann bastelt ihr um das ekelhaft versprayte Gebäude eine neue Fassade, damit das Gesindel was sich da jetzt noch rumtreibt nicht mal mehr in die Nähe des Komplexes kommt. Am besten verwendet ihr dafür Glas, Beton und Stahl. Soll ja schön modern und so sein, schliesslich sieht jeder Reisende, der mit dem Zug aus Bern hinein oder hinaus fährt auf diesen Schandfleck der da steht. Die Reithalle würde dann zwar aussehen, wie alles was man in jeder X-Beliebigen Stadt zu Gesicht bekommt, wenn man mit dem Zug einfährt, aber hey – dafür gibt’s modernes Flair!


Bürogebäude wären natürlich ideal, alleine schon vom Standort her. Schön wäre doch auch, wenn die SVP gleich ihren Hauptsitz dort hin zügeln würde. Als Zeichen ihres Triumphes sozusagen. Das fänd ich schon fein. Das ISC könnte man dann auch gleich in eine Parteikantine umwandeln, schliesslich müssen auch SVPler mal irgendwas essen.


Ein überteuertes Sushirestaurants, eine Sprüngli Filiale, ein Spa, ein paar auserwählte Markenläden, eine Kunstgallerie, ein Immobilienmarkler und schon ist das Oberschichtenparadies perfekt.


Das einzige was dann noch an die ursprüngliche Reithalle erinnert ist die Uhr, die nach wie vor auf dem Platz steht.


Nur dass sie ab sofort die exakte Zeit anzeigt.

Das hätte man unserem lieben Herrn Hess mal früher geben sollen.

24.08.2010

Es gibt auch schwarze Schwäne

Es brodelt in der Schweiz, das ist nichts Neues. Dass mich diese ganze Welle, die mehr und mehr von rechts rüber schwappt unglaublich wütend und traurig macht auch nicht.

Das aber Menschen, die mir bis anhin völlig schnuppe waren das Fass zum überlaufen bringen, das ist neu. Diesmal war es Gölä mit seinem Interview im Sonntagsblick.


„Wenn ich nach Bern schaue, muss ich lachen. Doch eigentlich sollte ich weinen. Ich würde praktisch den gesamten Bundesrat auswechseln. Die Schweizer Politiker sind komplett unfähig.“


Wenn ich sowas nur schon höre kriege ich das kalte Kotzen. Muss man euch nochmal in die Schule schicken oder euch die Abstimmungsunterlagen vor dem zu Bett gehen vorlesen? Als Schweizer lebt man in einer direkten Demokratie, gopfertammi! Wer bis jetzt noch nicht verstanden hat, dass man selber den Gang zur Urne leisten muss um in unserer Politik etwas zu verändern, dem gehört das Schweizer Bürgerrecht entzogen. Also echt, da kann ich mich drüber aufregen.
Exgüsi wenn das grad etwas sehr garstig rüberkommt, aber wenn mich etwas auf die Palme bringt, dann Leute die motzen, obwohl sie absolut keine Ahnung haben wovon sie reden!


In der Schweiz bestimmen wir die Politiker selber, wir dürfen mitreden und es hindert einem nichts und niemand ausser vielleicht der eigenen Dummheit und Ignoranz daran, selber in die Politik zu gehen und ganz vorne mitzureden. Und genau dieser Idiotie scheint Gölä nach eigener Aussage verfallen zu sein.


„Ich ging noch nie wählen, somit bin ich ja auch schuldig, wenn sich nichts ändert.“


Dass man sich nach so einer Aussage überhaupt noch traut, das Wort Politik in den Mund zu nehmen macht mich sprachlos. Vor allem, wenn man dann sowas sagt:


„Wenn jemand in mein Haus einbricht und meine Frau und Kinder angreift, dann habe ich das Recht, den zu erschiessen. Denn er hat bei mir nichts zu suchen. Ein anständiger Bürger sollte auch eine Waffe zu Hause haben dürfen.“


Ein anständiger Bürger bleibt also ein anständiger Bürger, wenn er eine Waffe mit dem Hintergedanken hortet, damit mal einen zu erschiessen. Versteh ich das richtig?


„Unsere Gefängnisse gleichen Hotels. Die Sträflinge haben ein bequemes Bett, drei Mahlzeiten und zig TV-Programme, um sich abzulenken. Das schreckt doch keinen ab. Bei schlimmen Verbrechen wie Kindesmissbrauch oder Mord bin ich auch für die Todesstrafe. Mit einer Kuscheljustiz verhindern wir keine Verbrechen.“


Nach der Aussage nehme ich dann wiederum an, dass erschiessen nicht als Mord gilt. Oder meinen sie damit, dass sie die Todesstrafe davon abhalten würde jemanden zu erschiessen, der bei ihnen einbricht?


Aus diversen Statistiken ist übrigens zu entnehmen, dass die Mordrate in den amerikanischen Bundesstaaten wo die Todesstrafe noch praktiziert wird keines Wegs niedriger ist als in den Bundesstaaten ohne. Im Gegenteil!
Natürlich kann man das nicht in einem direkten Bezug zu einander stellen, weil da ziemlich viele Faktoren mitspielen, aber es ist dennoch eine Tatsache, die nicht einfach so ignoriert werden darf.
Ausserdem glaube ich kaum, dass ein Verbrecher sich vor seiner Straftat überlegt „Ui, ich könnte ja die Todesstrafe kriegen. Nah, dann lass ich es lieber sein.“.


Das die Todesstrafe inklusive Prozess und Aufenthalt in der Todeszelle den Steuerzahler schlussendlich mehr kostet als das lebenslängliche hinter Gitter bringen von Verbrechern ist dem lieben Herrn Gölä bestimmt auch nicht bewusst gewesen, aber das würde mich auch nicht weiter verwundern.
Er scheint ja genauso wie die Menschen, die für diese abscheuliche Initiative unterschrieben haben der Meinung zu sein, dass ein Gericht unfehlbar ist. Wie selten es ist, dass man ein Foto von einem Mörder, der gerade auf sein Opfer einsticht vorliegen hat scheint eh egal zu sein. Man kann sich die Welt auch schön reden, indem man Tatsachen ganz einfach ausblendet.


„Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“ sagt das Kreuz, dass ihnen Herr Pfeuti um den Hals baumelt. Entweder sollten sie die christlichen Grundsätze nochmal genau anschauen oder das Kreuz in irgendeiner Schublade ganz zuhinterst verstauen.


„Wenn einer am Boden lag, war es Ehrensache, nicht weiter auf ihn einzuschlagen. Heute wird auch auf wehrlose Opfer immer noch eingedrescht. Viele Jugendlichen kennen keine Ehre mehr. Der Respekt vor einem Menschenleben ist verloren gegangen.“


Dass sie lieber Herr Pfeuti in ihrem ganzen Interview diverse Menschenrechte mit Händen und Füssen getreten haben, war ihnen anscheinend nicht bewusst, sonst hätten sie sich eine solche Aussage bestimmt gespart. Sie selber sind das beste Beispiel für die verlorengegangene Ehre vor ihren Mitmenschen.
Das die Vergangenheitsform von eindreschen übrigens eingedroschen heisst will der Klugscheisser in mir jetzt noch sagen, aber das ist Fehler des Journalisten.


Lieber Gölä, lassen sie doch bitte die Finger von der Politik und schwätzen sie lieber über andere Sachen, von denen sie keine Ahnung haben. Am besten in ihren Liedern, die ich mir freiwillig sowieso noch nie angetan habe. Darüber wär ich sehr dankbar. Dann muss ich mich nämlich weniger aufregen.

Aus dir koch ich heut abend einen Geflügelfond. Muahahhaha




QUELLE: http://www.blick.ch/unterhaltung/musik/die-jugend-kennt-keine-ehre-mehr-152766

23.08.2010

Frei Schnauze ist nicht mehr!

Herr Anonym hat mich auf eine Idee gebracht. Wobei Idee das falsche Wort ist, er oder sie hat mich mehr auf ein bisher unausgereiftes, unbeschriebenes Thema in meinem Kopf aufmerksam gemacht.



Ich habe schon mal darüber geschrieben, dass ich kreative Schimpfwörter toll finde. Was ich hingegen nicht so toll finde, ist die „Verschimpfwortung“ oder Tabuisierung von gewissen Wörtern.


Das Phänomen ist nicht neu. Irgendwas wird zu Anfangszeiten als `Hürx` bezeichnet und nur wenige Leute benutzen das Wort in einem ganz bestimmten Kontext. Dann benutzen immer mehr und mehr Leute dieses Wort, worauf es meistens seine detaillierte Bedeutung eigentlich verliert. Das Wort wird sozusagen verallgemeinert.
Ein paar Jahre später kommen dann irgendwelche Ethnologen oder Sprachwissenschaftler und deuten mit ihrem ausgestreckten Zeigefinger auf die „wahre Herkunft“ des Wortes. Das Resultat davon ist dann meist die Verbietung oder Neuschaffung des Wortes.


Es kann natürlich auch passieren, dass ein harmloses Wort mit irgendwelchen Ereignissen in Verbindung gebracht wird oder es von grösseren Gruppierungen in einem neuen Kontext genutzt wird und man es deshalb nicht mehr sagen mag.
Wenn ich jetzt weiter darüber nachdenken würde, täten mir bestimmt noch mehr Gründe einfallen, weshalb man bestimmte Dinge nicht mehr sagen darf, aber ich will mich nicht in irgendwelche Wissenschaftliche Theorien stürzen.


Dass mit diesem ganzen Verbieten und Tabuisieren von Ausdrücken das eigentliche Problem nicht gelöst, sondern nur verschoben und verdrängt wird ist eine ganz andere Geschichte.


Ich persönlich finds einfach nur doof, wenn gewisse Worte diskriminiert, ja geradezu beschimpft werden. Worte haben auch ein Existenzrecht! Je grösser unser Wortschatz ist, desto besser können wir uns ausdrücken und mir als bekennender Wortfan tut es in der Seele weh, wenn man beim Sprechen oder Schreiben immer aufpassen muss, welche Worte man wählt.


Wenn ich einen Schwarzen beschimpfen will, bezeichne ich ihn als „verdammts huere Arschloch“ und nicht als Neger.
Wenn ich mich mit einem Inuit um einen weggefangenen Fisch streiten will, würde ich ihm zwar ordentlich die Meinung geigen, aber wohl kaum auf die Idee kommen ihn als „schiss Eskimo“ zu bezeichnen.
Was der Unterschied zwischen einem Roma und einem Zigeuner ist, weiss ich schon gar nicht, was die Benutzung als Schimpfwort gegenüber der Gruppierung sowieso unmöglich macht.


Ich könnte doch auch all die Politiker, mit derer Meinung ich nix anfangen kann in einen Topf schmeissen und sie als Pröppels bezeichnen und kein Mensch würde auf die Idee kommen mir das Wort zu verbieten. Bis zu dem Tag, an dem es alle benutzen und die Politiker am Rednerpult mit Steinen auf denen Pröppel steht beworfen werden.


Versteht ihr worauf ich hinaus will?


Ich möchte die Dinge doch nur gerne so bezeichnen, wie ich sie sehe. Ein Starkpigmentierter ist in meinen Augen halt schwarz und das Wort Neger leitet sich von nichts anderem ab, als vom lateinischen niger, was nun mal so viel wie schwarz bedeutet. Wenn es schon extra ein Wort für diese Gattung von Mensch gibt, wieso soll man es nicht benutzen? Wieso ein bescheuertes, ausgedeutschtes und vor allem verklemmtes Wort dafür einsetzen, wo dann doch jeder für sich „Ah sie meint Neger“ denkt?


Ich kenne die Gründe für die meisten Wortverbote noch nicht mal, weshalb werde ich dann mit dem laut aussprechen von ebendiesen beschuldigt jemanden oder etwas beleidigt zu haben?
Und mal ganz ehrlich, kennt und versteht ihr all die Gründe, weshalb man ein Wort jetzt sagt oder nicht? Nennt mir einen Grund, weshalb ich mich mit meinem Gegenüber nicht unterhalten darf ohne gewisse umgangssprachliche Ausdrücke weglassen zu müssen.


Wenn ich von einem Nazi spreche, meine ich einen Anhänger Hitlers, wenn ich von einem Neo-Nazi spreche, meine ich einen der sein Hitlers Gedankengut weiterträgt. Wenn ich in einem Restaurant von einem Morechopf oder Negerkuss rede, will ich das Süssgebäck bestellen und wenn ich meinem Freund in der Fussgängerzone hinterherrufe, der so zum Nachnamen jetzt halt Jud heisst will ich mich höchstwahrscheinlich mit ihm unterhalten.
Ob ich einem Italiener jetzt Italiener oder Tschingg sage ist doch wurscht, Hauptsache man versteht mich! Wenn mein Gegenüber das übrigens nicht tut scheint es eh der falsche Gesprächspartner zu sein.


Es schreibt einem doch auch keiner vor, ob man Anke oder Butter zu sagen hat.


Ich könnte noch stundenlang über dieses Thema schreiben, aber jetzt mach ich Schluss. Wer nämlich bis jetzt nicht versteht was ich meine, dem könnte ich es wahrscheinlich auch in anderen Worten nicht erklären.


13.08.2010

Weihnachtswunsch

Zu Weihnachten wünsch ich mir dieses Jahr einen Spritzbeutel gefüllt mit Kindermilchschnittenfüllung.
Man kann nie früh genug damit anfangen seine Wünsche aufzuschreiben.


12.08.2010

Me no like sport

Ich hab mal wieder einen Text aus den Tiefen des Datenuniversums ausgegraben und ihn fertig geschrieben. Mit den unausgereiften Ideen und nie fertig geschriebenen Texten könnte ich euch wahrscheinlich ein ganzes Jahr beschäftigen. Deshalb fang ich jetzt mal an aufzuräumen und Dinge zu Ende zu bringen. Ich weiss zwar das Datum dieses Textes nicht mehr, aber es wird wohl irgendwann zur Olympiade gewesen sein.

Lieber Text, du darfst jetzt leben und gelesen werden.


Bin ich eigentlich die einzige, der die Olümpiade gehörig auf die Eier geht? Ich weiss, ich hab schon mal drüber geschrieben, wie sehr ich Manien verachte aber hier geht es um was völlig anderes. Es geht um meine generelle Abneigung gegen Sport.


Wobei generelle Abneigung so auch nicht ganz stimmt. Ich hasse Sport immer dann, wenn ich gezwungen werde ihn auszuüben oder wenn ich gezwungen werde, ihn mir anzuschauen. Alles zwischendrin find ich glaub super.


Gerade gestern ist mir eine Szene aus der Schule eingefallen, die meine Abneigung gegen den Schulsport besonders hervorhebt.
Sporttag war immer der Tag, den ich nur aus dem Grund über mich ergehen liess, dass wir dann keine Schule hatten und weil man zwischen den Disziplinen mit seinen Freunden rumhocken und schwatzen konnte. Ansonsten war dieser Tag die reinste Qual für mich. Schlimmer noch war nur der Tag, an dem die Rangliste publiziert wurde und für die nächsten sieben Wochen für Jedermann ersichtlich in unserem Schulhaus herum hing.

Ich war nur deshalb nie allerletzte, weil wir ein Mädel im Schulhaus hatten, dass circa 75Kilo schwerer als alle anderen war.
Dass ich am Sporttag das Gespött der halben Schule war brauche ich hier wohl kaum zu erwähnen. Ich glaube ich hätte diese Zeit nicht überlebt, wenn ich nicht schon von Natur aus so unglaublich cool wäre.


Diese eine Szene nun, die mir bei Leichtathletik bis heute sauer aufstossen lässt hat sich beim Weitsprung ereignet. Meine Patentante, die zufälligerweise Englischlehrerin an unserer Schule war musste an dem Tag die Sprungweite messen und zwischendurch den Sand rechen.


Als ich dann endlich zwei meiner drei Versuche hinter mir hatte und über die 30cm Marke wahrscheinlich nicht hinausgesprungen bin, meinte meine Patentante zu mir:“Ach Simone, jetzt gib der doch mol echli Müeh!“
Ich hätte ihr am liebsten das scheiss Massband um den Hals gewickelt und richtig zugezogen, so wütend war ich.


Ich kann nun mal nichts dafür, dass sämtliche Gelenke beim Sport schmerzen und immer mal wieder den Geist aufgeben, ich kann nichts dafür, dass meine Beine nach der Geburt mit denen eines Elefanten vertauscht worden sind und ich nur mich nur trampelnd fortbewegen kann und ich kann auch nichts dafür, dass meine Schultern nicht zulassen irgendwas besonders weit zu werfen. Ausserdem kann ich nur bedingt was dafür, dass ich mit dem ganzen Ballgedöns nix anfangen kann, weil ich als Kind lieber auf Bäume geklettert bin als mich mit runden Dingern abzugeben.


Ich kann nix dafür, dass mich Sport schlicht und ergreifend nicht interessiert und ich die Ambition, besser als andere zu sein niemals gespürt habe.
Ich kann es einfach nicht! Versteht es doch, ich bin nicht für eure Normsportarten gebaut, was aber nicht heisst, dass ich mich nicht wenigstens ein bisschen anstrenge um nicht jedes Jahr vorletzte zu sein!
Also komm du Schnepfe nicht und sage mir, ich solle mir Mühe geben!


Ich eigne mich besser als Witzfigur, die auf dem Ball ausrutscht, über ihre eigenen Füsse stolpert oder mit dem Veloreifen in irgendwelchen Regenrinnen stecken bleibt.
Ist es wirklich verwunderlich, dass ich für Sportarten die ich selber nicht im Geringsten beherrsche und sie mit demütigenden Momenten verbinde keinerlei Sympathie empfinde?
Lasst mich also bitte mit eurer Olümpiade in Ruhe und verschont mich mit EM- WM und sonstigem Fussballgelump. Wenn ich mir was ankucken will, dann geh ich da live hin, damit ich wenigstens etwas kann, was die Sportler nicht können.


Bier trinken, rauchen und rumgrölen.

11.08.2010

Hallo sie – ich wott da usstige!

Zugfahren find ich toll. Selbst wenn ich mich dabei verfahre. Soll halt gefälligst mal jemand ein Navi für Züge basteln und mir schenken! Ah und – vergesst es, iPhones gelten nicht! Auf Schienen durch die Welt zu rattern macht Spass, macht traurig, bringt einem auf Ideen und vor allem an unbekannte Orte.


Dementsprechend ist es gar nicht so abwegig, wenn mir momentan der Vergleich vom Leben mit einer Zugfahrt einfällt. Man sitzt in seinem eigenen Abteil, das man so gestalten kann wie man will. Man kann Bilder von Beat Schlatter übers WC hängen, kann selbstgehäkelte Teekannenwärmer als Fussheizung benutzen und die Tapetenfarbe selber wählen. Es kann zwar passieren, dass die Heizung im Winter mal ausfällt oder der Backofen nicht anspringt, aber im Grossen und Ganzen hat man das Leben in seinem Waggon im Griff.


Wo es hingeht hingegen kann man kaum bestimmen. Manchmal geht’s auf den Güterbahnhof, wo weitere Waggons angehängt werden. Man trifft die Leute aus diesen Abteilen bei den Streifzügen durch die Gänge. Zu manchen entwickelt man Freundschaft und Zuneigung, während man andere überhaupt nicht ausstehen kann.
Solange der Waggon dieser Person jedoch an der eigenen Lok hängt wird man diese immer wieder sehn, bis wieder umrangiert wird und das mittlerweile vertraute Gesicht von jetzt auf gleich von der Bildfläche verschwindet.
Manchmal merkt man erst gar nicht, dass wieder umrangiert wurde, bis man auf dem Weg zu einem Freund seine Abteiltür nicht mehr findet.


Man kann ans hinterste Ende des Zuges gehen und dabei Gefahr laufen, das eigene Abteil nie mehr wieder zu erreichen, aber aussteigen kann man nicht. Es gibt Waggons, die überhaupt nie abgehängt werden, oder wenn dann nur für kurze Zeit um später an einer anderen Stelle des Zuges wieder aufzutauchen.


Es kann sein, dass man mit einem Menschen ein Wochenende bei Wein und Rosinen in seinem Waggon verbringt um einen Tag später feststellen zu müssen, dass der Wagen über Nach abgehängt worden ist. Man kann zwar hoffen, dass das Abteil irgendwann wieder in seinem Zug auftaucht, aber sicher sein kann man sich nie.
Wir haben bei der Zusammenstellung unseres Zuges genau so wenig Einfluss wie bei der Richtung. Wir können dem Lokführer zwar ein Zettel unter der Tür hindurch schieben, auf dem steht wo wir gerne hin würden, aber ob er sich an den genauen Kurs hält oder überhaupt erst darauf eingeht ist fraglich.


Manchmal fährt der Zug tagelang die gleiche Strecke hin und her oder bleibt an einer Blockade stehen. Wir können aus dem Fenster sehen, die Bäume durch das offene Fenster berühren, aber wir können nichts mitnehmen, genauso wenig wie wir zu den Leuten, die in einem anderen Zug an uns vorbeirauschen Kontakt aufnehmen können.
Zwischendurch kommt es zwar vor, dass zwei Züge genau nebeneinander anhalten und man sich durchs Fenster hindurch unterhalten kann – um die Menschen aber zu berühren muss man darauf hoffen, dass sie bald dem eigenen Zug angehören werden.


Oft habe ich übelst Lust, den Maschinenraum zu sabotieren, um die Lok zum stehen oder wenigstens zur verlangsamten Fahrt zu zwingen, aber es funktioniert nicht. Das Gespann fährt unbeirrt weiter um Morgen wieder Situationen und Menschen aus meiner Reichweite zu reissen und andere hinein zu pflastern.

Deshalb frag ich hier einfach alle mal: Magst du ein bisschen Zeit mit mir verbringen, bevor es für dich wieder in eine andere Richtung geht?


Stuttfart?