16.12.2010

Jeder Grappa zählt.

Vor euch Spendeneintreibern auf der Strasse, mit euren WWF Bannern und Klemmblöcken kann ich mittlerweile ganz gut flüchten. Notfalls hilft da ein wenig Übertreibung.
„Mögen sie Tiere?“
„Nein. Ich hasse Tiere. Ich esse sie nur, weil ich sie so verdammt hasse, verrecken sollen sie die Bastarde. ICH HASSE TIERE!!!!“
Meistens lassen sie dann von einem ab.

Aber das im Radio, das ist unfair. Da kann ich im Büro nun mal nicht flüchten. Euer „jeder Rappen zählt“ Gelabere geht mir sowas von auf den Sack!
Das ihr mich eine Woche lang mit eurem Firlefanz belästigen müsst reicht noch nicht, nein. Auch zwei Wochen später werdet ihr euch noch loben, dass es zum Himmel stinkt. Ja ihr bezeichnet euch schon fast als Mutter Theresa des Rundfunkes.

Und dabei ist das, was ihr da macht überhaupt nicht mal so unglaublich förderlich in meinen Augen. Einem Land, in dem Krieg tobt und die Wirtschaft am Arsch ist einfach so mal ein paar Millionen Franken vor die Füsse schmeissen, das kann ja nix sein.
Das kommt aufs Gleiche raus, wie wenn ich mit einem Kind vor einem Kiosk stehe, ihm 10Fr in die Hand drücke und sage „da, kauf dir was gesundes“.
Da würde doch auch niemand erwarten, dass das Kind die Finger von den Süssigkeiten lässt.

Ausserdem finde ich dieses Spendenzeug im Allgemeinen äusserst verwerflich.
„Hallo, wir sind aus dem reichen Europa. Wir haben so viel Geld, dass wir es einfach euch schenken können. Dafür erwarten wir aber im Gegenzug, dass ihr kein Asylgesuch in der Schweiz stellt, auch wenn das Land, wo man Geld einfach so verschenkt geradezu Paradiesisch vorkommen muss. Hier, schaut her, wir bauen euch eine Schule und geben euch Lehrer. Ob ihr dann mit eurer Bildung was anfangen könnt, sei dahingestellt. Und nein, in der Schweiz dürft ihr nicht studieren, da wollen wir euch nicht. Das haben wir doch mit der Ausschaffungsinitiative klar gemacht.
Wir bringen euch den Europäischen Standard näher, auch wenn er an diesem Ort überhaupt nicht angebracht ist, Hauptsache das gespendete Geld wird ausgegeben.

Was zurückzahlen? Neeeiiiin. Das könntet ihr ja so oder so nicht, in ein paar Jahren wird wahrscheinlich eh nicht viel von dem gespendeten Geld irgendwelche Einnahmen bescheren." Wenn überhaupt.

Das Ganze kommt mir vor, wie der vernachlässigte Hamster des Bruders, dem man aus Mitleid zwischendurch das Wasser auffüllt oder ein Stück Apfel ins Käfig wirft. Hier geht es doch gar nicht um die Kinder da unten. Vielmehr wollen die Schweizer ihr eigenes Gewissen beruhigen.

Es braucht keine Aktion von DRS3 um Menschen zu helfen. Es braucht keine Prominenten Gäste um jemandem in Not zu helfen. Man muss sich nicht zum Affen machen, nur um etwas Münz in das Spaarkässeli zu werfen.

Beistand, der man einem Freund in schlechten Zeiten leistet, oder das Freigeben des Sitzplatzes im Bus an den alten Herren sind mehr wert als jede Spende an irgendeine Organisation.
Wenn ihr wirklich helfen wollt, dann fangt bei euren Nächsten an.


Nach einigen Jahren hat sich der Spendenbetrag dann wahrscheinlich auch mit Null multipliziert.

2 Kommentare:

  1. da suche ich jemanden im www der das grauen in worte fassen kann und treffe wieder mal auf dich, haha! exzellent zu papier gebracht... danke! es grüsst der unhold

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  2. Unhold!
    Mein ungefähr absolut liebstes Lieblingswort momentan. Darum freuts mich also um so mehr, wenns ihnen gefällt. Jawoll

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