27.11.2006


27.11.006½
Origami Mit Litchi, Heute: Das Herts

Party. Laute, scheussliche Musik, die mir nach und nach das Trommelfell zermartert. Die stickige Luft macht es schwer zu atmen, und der Dampf der von Zeit zu Zeit von so einer Maschine vorne auf der Bühne ausgestossen wird, macht es auch nicht leichter.
Links und rechts von mir zwei Kolleginnen. Ich bin sozusagen eingemittet.
Beide haben eine Hand um das Bier geschlungen, das ziemlich wacklig auf dem einbeinigen Partytisch steht. Die Freundin rechts von mit hat die freie Hand um ihren Kerl geschlungen. Er handhabt das mit dem Bier und der freien Hand übrigens ebenso.
Wenn jetzt mein Kopf mit vollem Karacho auf die Tischkante knallen würde, hätten beide noch ihr Bier in der Hand und ihren Schatz umschlungen. Kein Unterschied sozusagen.
Bei der Kollegin auf der linken Seite wäre ich mit da nicht so sicher. Die braucht ihre nicht-bierhaltende Hand nämlich um wild zu gestikulieren. Das macht sie eigentlich nur wenn sie besoffen ist. Das Gestikulieren meine ich.
Betrübt sehe ich auf meinen Sex On The Beach hinunter, der zu dieser Zeit halb leer ist. Vor einer Stunde wäre er noch halbvoll gewesen.
Auf dem Tisch liegt allerlei Krimskrams herum. Hauptsächlich aber leere Pappbecher und Zigarettenschachteln. Dann sind da noch dutzende von Flyern, die ich in der letzten halben Stunde vorwiegend zum Bau von Schiffchen und Flugzeugen verwendet habe.
Und schon fällt der nächste Flyer meiner Langeweile zum Opfer. Erst wird er in der Mitte gefaltet. Dann die äusseren Kanten nach innen zum Falz gebogen. Ein Herz.
Es ist etwa schon das zehnte papier-wurst-herz das ich falte. Nur um es dann gleich zu etwas anderem weiterzuverarbeiten. Ablenkungstherapie oder so nennt man das glaube ich mal gehört zu haben.
Damit ich nicht an dich denke.
Doch diesmal ist es anders. Statt wie die vorherigen male irgendwelches Origami zu produzieren, drehe ich den Flyer in meinen Händen hin und her.
Mein Blick fällt auf etwas schwarzes, das mit einem Textmarker hinten drauf geschrieben worden ist. Bei genauerem Betrachten erkenne ich das es eine Handynummer ist. Deine auf jeden Fall nicht. Ich ertappe mich dabei wie ich unbewusst zu meinem Telefon greife. Zu lange ist es her, dass ich dich das letzte Mal gesprochen habe. Noch einmal wende ich das Stück Papier in meinen Händen.
Ein aufgeregtes Kichern von meinen Kolleginnen lässt meine Handlung verlangsamen. Verwirrt schaue ich die beiden an. Sie tragen beide den gleichen hämischen Gesichtsausdruck. Ich drehe den Flyer nochmals. Diese Nummer... Hey! Das ist ja meine!
Ich vergesse mich. Und das nur wegen dir. Weil ich dich so lange nicht gesehen habe.
Eine SMS. Keine Antwort.
Dafür den Tag darauf. Danke.

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