13.06.2007

13.06.007
Glotz- und Rumgefotz

Ich beneide unsere Vorfahren.
Denen hat nie einer gesagt, sie seien fett. Keiner hat ihnen Komplimente gemacht, dass sie gut riechen. weil die nämlich gar nicht sprechen konnten. Glaub ich zumindest. Und wenn dann mal ein anerkennendes „UgaUga“ aus dem Mund der Männlichen Spezies kam, dann wurde sicherlich gleichzeitig noch an die Titten gegrabscht um zu zeigen, das man wirklich die Titten gemeint hat.
Heute ist das schlimmer hab ich das Gefühl.
Wir alle werden in irgendein Korsett geschnürt, das uns verbietet den Urinstinkten nachzugehen. Kein Mann, den ich kenne würde im Zug einfach aufstehen einer Frau an die Möpse zu grabschen, weil er sie schön findet. Stattdessen wird nur geglotzt. Auf der andern Seite, kenne ich auch keine Frau, die dem Mann der das täte, keine scheuern würde.

Es wird immer nur geglotzt. Egal ob Mann oder Frau.

Glotz, glotz, glotz. (Falls jemand die Schwarze Spinne von Jeremias Gotthelf gelesen haben sollte, tut es mir leid das Wort glotzen so oft zu verwenden.)

Und dann scheu sein. Eine noch viel schlimmere Eigenschaft der Menschheit, die meiner Meinung nach aus Unterdrückung entstanden ist.
Mann kommt zur Welt und was man lernen muss (und schon das erste müssen)ist: was man darf und nicht darf, was man tun sollte wenn man dies oder jenes getan hat, oder einem etwas getan wurde, dann natürlich was man muss und was man unter keinen Umständen sagen sollte und zu guter Letzt, was sich schickt und was nicht.

Die Liste ist unendlich lang. Das Korsett schnürt sich immer mehr zu, bis der Mensch so eingeengt ist, das er keine Luft mehr kriegt.

Daraus entstehen dann Massenmörder oder scheue Menschen. Meiner Meinung nach zumindest. Klar, gibt es auch viele die damit super umgehen können, aber die werden dann früher oder später doch von denen abgeknallt die es nicht können. Schade eigentlich.
Klar bin ich nicht dafür, das ab sofort Anarchie herrscht, aber manches dünkt mich doch überflüssig.

Schweigen zum Beispiel. Nein, nein nichts gegen die Mönche, die den lieben langen Tag nur vor sich hinsummen und in ihrem Gemüsebeet Unkraut jäten. Ich glaub die sind ganz lieb (obwohl ich nie mit einem gesprochen hab).
Ich meine eher den Rest der Bevölkerung. Wenn meine Freundin, meiner andern Freundin den Freund ausspannt, (juhu, mein absofortiger Lieblingssatz!) renn ich erst mal zu meiner Freundin ihrem (Ex) Freund und motz ihn an was das soll. Wie scheisse ich das doch finde, dass er meine Freundin für ne andere sitzen lässt.

Aber zu der ausspanner-Freundin sag ich nix, oder wenig negatives. Weil sie halt nichts dafür kann, das sie besser aussieht und auch noch viel besser zu ihm passt als die andere. Was ich wiederum der andern nicht sagen kann, weil sie ja meine Freundin ist, und ich sie damit verletzen würde. Und verletzen, das steht an oberster Stelle, das tut man nicht. Niemanden. (Ausser die die mit dem Müssen und Sollen eben nicht zu Recht kommen, aber die beleidigen dann alles, was Beine hat und nicht wie sie ist.) Weil das ist unhöflich. Es wird zwar nie als unhöflich bezeichnet, aber man macht so was eben nicht.

Also tröste ich die Freundin, der der Freund ausgespannt worden ist, rede aus Solidarität zu ihr mit der andern Freundin einige Wochen nicht und ziehe über ihren Ex-Freund her.

Der (Ex) Freund hat keine Chance mehr bei mir. Obwohl ich die Entscheidung so schlimm nicht fand meine Freundin sitzen zu lassen. Wenn ich mich also nach einigen Wochen wieder mit meiner ausspanner-Freundin treffe, dann nur ohne ihren Freund. Aus Solidarität zur andern Freundin.

Und wenn die Exfreundin und ich Party machen und wir zufällig im Ausgang auf die zwei anderen treffen, dann wird gnadenlos ignoriert. Alle beide. Aber heimlich wird dann eben doch geglotzt.

Wie im Zug. Nur irgendwie viel verstrickter.

Der Exfreund meiner Freundin darf jetzt meiner andern Freundin unverblümt an die Titten grabschen, ohne dass sie ihm eine scheuert. Und das tut er auch, denn er ist nicht scheu, er hält dem Korsett stand. Meinen zwei verkrachten Freundinnen geht es ebenso. Die hassen sich jetzt halt. Haben schliesslich auch allen Grund dazu. (?)

Nur ich, die dazwischen stehe und keinem der drei wirklich meine Meinung gesagt habe, ich mach das alles nicht mehr mit und erschiesse meine Katze im Vorgarten.

Die Geschichte hätte anders ausgehen können, ohne tote Katze. Aber ich war nicht ehrlich, also muss das arme Vieh dran glauben. So was kann einfach nicht gut gehen. Aber so spielt es sich Tag für Tag irgendwo ab. Die Leute belügen und hintergehen einander, und das nur, weil es sich nicht schickt, jemanden zu beleidigen oder verletzen, der sich Freund nennt.

Verrückte Welt. Ich kapier das nicht und mach's auf meine eigene Art und Weise. Drückt mir die Daumen, das ich nie irgendwas erschiessen muss, oder will.

Man darf eben nicht immer nur nett sein. Und man ist nicht gleichzeitig ein böser Mensch, wenn man einmal eben nicht nett war. Obwohl der Volksmund das gerne so hinlegt, weil's eben einfacher ist.

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