Medizinstudenten. Hach. Wenn ich an Medizinstudenten denke, dann denke ich an Typen à la JB und Meredith Gray. Etwas verstört, aber sympathisch.
Was letztens im Zug neben mir sass, war allerdings alles andere als sympathisch.
Wenn ein Platz in einem Überfüllten Zug leer ist, dann erachte ich ihn als frei. Trotzdem sagt der ewigpendelnde Teil in mir, dass ich mich trotzdem ein „Ischdanafrei?“ zu murmeln habe. Missbilligendere Blicke habe ich ausser in deutschen Zügen zwar kaum auf diese Frage geerntet, gesetzt habe ich mich aber dennoch.
Mein MP3Player spielt zwar äusserst gute Musik, jedoch nie so laut, dass ich von der Umwelt nichts mehr mitkriege (ich mag laute Geräusche halt wirklich nicht), weshalb sich Bombay Bicycle Club bald mit Medizinischen Fachbegriffen vermischte.
Nach etwas, das wie ein Druckausgleich bei Tauchern aussah, war der Student gegenüber plötzlich ganz verstört. Da befand sich doch tatsächlich ein kleines Tröpfchen Blut an seinem Daumen. Blut! Aus der Nase! Oh – Mein – Gott!
Sofort suchte der Blutende nach etwas in seinem Rucksack, um die Blutung zu stillen. Was er fiebrig hervorkramte waren keineswegs Nastücher, nein. Medizinstudenten scheinen sich mit den herkömmlichen Nastüchern nicht zufrieden zu geben. Was er schlussendlich aus seinem Rucksack fischte, waren zwei steril verpackte Wattepads. Ca. 2x2cm.
Damit tupfte er sich dann an dem blutenden Nasenloch herum, um das Pad zwischendurch sorgsam zu betrachten und sich immer wieder Blut mit der Nase auf den linken Handrücken zu schmieren. Verzweifelt erklärte er seinem Gegenüber, dass er doch letztens eine Thrombose gehabt hätte und warf mit Fachwörtern um sich, die danach klangen, als würden ihm bald sämtliche Extremitäten abfallen.
Wie oft sein Gegenüber dem erhitzten Gemüt ein „Ey, jetzt chum mal weder abe“ zugespielt hat, ist nicht mehr zu ermitteln.
Nachdem das Nasenloch seine 3ml Blut vergossen hatte und dem armen Kerl weder Arme ab- noch das Herz ausgefallen war, widmete man sich wieder anderen Dingen, wie Penicillin oder der Tatsache, dass das Nähen an einem Schweinefuss nicht das gleiche sei, wie bei einem Patienten.
Währenddessen trocknete das Blut auf des Bluters Handrücken fröhlich vor sich hin und weilte wohl noch bis zur Abendtoilette dort.
Liebe Medizinstudenten dieser Welt: Nur weil ihr tagtäglich mit Blut zu schaffen habt, müsst ihr uns Normalbürgern noch lange nicht beweisen, dass es euch nichts ausmacht – wir finden es nämlich eklig. Ausserdem dürftet ihr zwischendurch schon mal von eurem hohen Ross runterkommen, auf dem zumindest die zwei eurer Gattung sassen. Das Vertrauen in die Ärzteschaft dankt.
28.02.2011
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